Freier Redner ist nicht gleich Freier Redner

Manchmal ist es erstaunlich, wie der gewählte Redner-Name die jeweilige Persönlichkeit widerspiegelt. Das kam mir als erstes in den Sinn bei dem Besuch von Marcos Website „Worte und Tat“, für die ich ehrenvollerweise einen Beitrag schreiben darf.

Als Dozentin im RedeKunstWerk, das Marco besucht hat, um seinen Weg einzuschlagen, durfte ich schon viele Redekünstler und -künstlerinnen erleben. Wenn einer aber seinen Worten eine solche Tat folgen lässt, dann trifft er in puncto eigener Namensgebung mit dem Hammer ganz genau den Kopf – um mal direkt in den Handwerker-Jargon einzusteigen. Das ist nun nicht das alltäglichste Werkzeug für einen Heizungsinstallateur, soll aber symbolisch stehen für: das passt!

Man stelle sich vor: Wir sitzen in der Vorstellungsrunde an Tag 1 in Stunde 1. Der Kreis besteht aus einer Hochzeitssängerin und Personalerin, einer Dekorateurin, einer Mitarbeiterin in einer Online-Agentur, einer Knigge-Trainerin, einer Geschäftsführerin eines Maschinenbau-Unternehmens… da wird es schon ungewöhnlicher. Dann gibt es noch einen Uni-Dozenten und eine Versicherungs-Agentur-Inhaberin, die nebenberuflich DJane ist. Da denkt man sich schon: okay, mal wieder eine spannende Zusammensetzung. Da kommen sie wieder aus allen möglichen beruflichen Richtungen, um Freie Trauungen durchzuführen.

Und auf einmal erhebt sich jemand, der gibt in großer Runde kund, er sei im Heizungs-Installations-Bereich selbständig und wolle nun unter die Redner gehen. Das ärgerliche wie gravierende Hindernis sei nur, er fühle sich nicht besonders wohl dabei, vor Menschen zu sprechen. Deshalb habe er sich einen sympathischen Lehrgang rausgesucht, in dem es ums Reden geht, und sich einfach mal angemeldet, um zu sehen, ob man das nicht beheben könne. Auf eine Vision und Worte Taten folgen zu lassen, das sei die Devise. Das erzählt er relativ seelenruhig vor immerhin schonmal 15 Zuschauern. Vielleicht, weil er direkt gemerkt hat: Weicher als hier kann man nirgends fallen.

Denn was Marcos Kollegen alle genau wie ihn selbst auszeichnet in dieser RedeKunstWerk-Runde: eine große Wertschätzung jedem gegenüber, der sich traut, sich zu zeigen. Dazu ein Interesse an anderen Menschen. Eine große Toleranz für jede Einstellung und jeden Lebensentwurf. Und die Freude, sich mit Gleichgesinnten auf den neuen Weg als Hochzeitsredner zu machen.

Dabei sind alle künftigen Rede-Künstler so vielschichtig wie die Ausbildungs-Inhalte zu den Themen ‚aktives Zuhören‘, ‚kreatives Schreiben‘, ‚mitreißender Vortrag‘ und ‚die Verantwortung als Freier Redner annehmen‘. Jeder bringt dafür andere Fähigkeiten und Talente mit. Diese werden ausgebildet, es wird gefeilt, manchmal ein bisschen gebogen… und wer selbst anfängt, an sich zu meißeln, so wie Marco, der bringt am Ende ein wirkliches Kunstwerk hervor.

Im zweiten Lehrgangs-Block bringt er das dann mit…, hält es zunächst gut versteck hinter einem diffusen Vorhang aus Zweifeln…, stellt sich dann auf vor der erwartungsvollen Runde mit dem, was er entworfen hat…, und dann lüftet er den Vorhang mit einem Ruck und haut alle um mit einer Knaller-Rede, so grandios formuliert und leidenschaftlich vorgetragen als hätte er nie etwas Anderes gemacht! So viel ICH WILL haben wir selten erlebt im RedeKunstWerk, weder davor noch danach.

Worte und Tat und immer mal wieder eine neue Überraschung. Denn da ist noch einiges mehr, das wir in den acht gemeinsamen Tagen mit Marco erleben durften. Kein Freier Redner gleicht diesem spannendsten aller Heizungsinstallateure, so viel ist mal sicher. Und genau diese Persönlichkeiten machen für uns als Ausbilder unseren Lehrgang so wertvoll.

Anja Kellersmann,  www.redekunstwerk.de