„Ich bin echt aufgeregt. Ich habe mein erstes Engagement bekommen. Im September werde ich die Traurede eines befreundeten Paares halten.“
Dies waren meine ersten Gedanken im Frühjahr diesen Jahres. Als ich Jasmin und Thomas von meiner Ausbildung zum Freien Redner erzählte, entschieden die Beiden spontan, mich für ihre Hochzeit zu engagieren. Ich war natürlich total happy, aber dann kamen schnell Zweifel auf, ob ich die hohen Erwartungen, die ich geschürt habe, überhaupt erfüllen könne. Jetzt hieß es erstmal, Ruhe bewahren. Schließlich hatte ich ja eine Top Ausbildung hinter mir, und musste mich lediglich daran orientieren, was ich in den letzten Wochen gelernt hatte.
Ich setzte mich also mit dem potentiellen Brautpaar zusammen, und versuchte, möglichst viel über die Beiden herauszufinden. Wie haben sie sich kennengelernt, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es, wofür lieben sie ihren Partner besonders, welche Macken hat die bessere Hälfte. Kurzum, wie ticken die eigentlich so.
Als nächstes wurden Eltern, Familie und Freunde befragt. Die Insiderinformationen vom „Inner Circle“ sind nämlich das Salz in der Suppe, wenn es um das Schreiben einer unterhaltsamen Rede geht. Nachdem auch dieser Punkt abgehakt war, blickte ich schließlich auf einen ganz ansehnlichen Berg an Faktenmaterial, und es ging an die Kreativarbeit, das eigentliche Schreiben.
Da ich gerade bei meiner allerersten Hochzeitsrede nichts dem Zufall überlassen wollte, habe ich den Vortrag etliche Male abgeändert, und ganze Textpassagen in die Tonne gekloppt. Pünktlich zum wohlverdienten Sommerurlaub konnte sich mein Redemanuskript dann tatsächlich sehen lassen, und ich gönnte mir erstmal ein wenig Abstand. Das Üben des Textes hatte schließlich noch Zeit bis nach dem Urlaub.
Und dann standen ja auch noch einige organisatorischen Dinge auf meiner To-Do Liste, wie Abstimmung mit dem Brautpaar, dem Eigentümer der Location, dem DJ, der Fotografin etc. Als auch dies erledigt war, widmete ich mich dem Feintuning der Rede, bis es dann Ende September endlich ernst werden würde.
Ein Schicksalsschlag in der Familie des Bräutigams, nur wenige Wochen vor dem Hochzeitstermin, zwang mich abermals, Teile des Redekonzeptes über den Haufen zu werfen. Noch am Tag der Hochzeit nahm ich letzte Änderungen an meiner Rede vor.
Und dann wagte ich mich in die Höhle des Löwen. Ich war schließlich perfekt vorbereitet, habe die einzelnen Textpassagen zigmal wiederholt. Nichts konnte jetzt noch schiefgehen.
Nichts, außer…
Natürlich hatte ich meine Rechnung ohne das Wetter gemacht. Denn das gab sich wie eine Diva. Pünktlich zu Beginn der Feier begann es zu nieseln. Und das, obwohl sämtliche Wetter-Apps etwas anderes prognostiziert hatten. Nun war Improvisationstalent gefordert. Das sahen die Betreiber des Margaretenhofs in Berus ähnlich. Kurzerhand verteilten sie Regenschirme unter den Gästen. Die sprichwörtliche Katastrophe blieb glücklicherweise aus, und die Hochzeitszeremonie lief ohne besondere Zwischenfälle ab.
Meine anfängliche Aufregung und auch das wetterbedingte Kürzen diverser Musikbeiträge fiel den Gästen gar nicht auf. Vielleicht haben sie aber auch einfach nur charmant darüber hinweggesehen. Jedenfalls gab es im Anschluß an die Zeremonie ein überglückliches Brautpaar und jede Menge positives Feedback für den Redner.
Und das Wetter, das hatte es schließlich auch noch ganz gut gemeint mit uns.
Bis bald!
Euer Marco
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